Die steigende Anerkennung der Verhaltensökonomie schafft neue berufliche Optionen – etwa den Chief Behavioral Officer. John Balz, selbst leitender Manager für Verhaltensfragen im Technologieunternehmen Opower, beschreibt hier einige spannende Fallbeispiele, die in dieses Aufgabengebiet fallen.

Etwa das Problem der Wartezeiten, die bei Kunden im Allgemeinen für Frustration sorgen und laut Studien um ein Drittel länger wahrgenommen werden als es in Wahrheit. Erleichterung bietet hier z.B. das Aufbrechen einer Warteschlange in mehrere Segmente, Tracking bei Lieferdiensten oder digitale Zeitanzeigen im Öffentlichen Verkehr.

Dazu schreibt Balz, der als wissenschaftlicher Assistent auch an Thalers und Sunsteins Publikation „Nudge“ mitgearbeitet hat:

Tracking, visualizing and estimating don’t make waiting shorter, but they do improve the overall waiting experience by answering the “what?” and “when?” caused by uncertainty.

An einem Strang ziehen

Schätzungen besagen, dass bis zu 20 der Fortune 500-Unternehmen schon Chief Behavioral Officers einsetzen, etwa in den Abteilungen für Konsumentenforschung, Marketing oder Analytik. Vor allem Finanzdienstleister mit ihrem Schatz an Daten, akademischen Studien und liquiden Mitteln greifen verstärkt auf verhaltensökonomische Ansätze zurück.

Erfolge mittels Behavioral Economics können allerdings nur erzielt werden, wenn der Einsatz vom ganzen Unternehmen unterstützt wird. Balz:

If your company does decide to hire a chief behavioralist, practicing good behavioral science is a team effort. Researching insights, scoping projects, engaging clients, building technology, designing tests and measuring results is rarely done by one person.

Übrigens: Oft muss es gar kein Chief Behavioral Officer sein, der Verhaltensänderungen in Organisationen implementiert – die richtige Beratung von ausgewiesenen Experten für Behavioral Change kann auch schon wirken.

Quelle:

John Balz, The Rise of the Chief Behavioral Officer, recode.net, January 28, 2015