Energie-Verhalten: Preiserhöhungen senken den Verbrauch – aber erst dann, wenn es zu spät ist

Die Preismechanismen im Energiesektor sind vom Konsumenten nur schwer nachvollziehbar. Erst eine plötzlich höhere Rechnung wirkt sich auf den Energieverbrauch aus, wie eine aktuelle Studie der Weltbank zeigt.

Energie-Verhalten: Preiserhöhungen senken den Verbrauch – aber erst dann, wenn es zu spät ist
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Preisschocks im Energiesektor gehen am Konsumenten nicht unbeachtet vorüber. Aber wirken sie sich deshalb auf den Verbrauch aus? Und wenn ja: in welchem Umfang und wann? Eine Forschungsgruppe der Weltbank nahm die Einführung neuer Privattarife für Gas im Grossraum Buenos Aires zum Anlass für eine Untersuchung.

Die Auswirkungen der Preiserhöhung auf den Privatverbrauch wurden mittels Regressions-Diskontinuitäts-Analyse getestet. Das Ergebnis: Sobald eine Preissteigerung auf der Rechnung ausgewiesen war, ging prompt der Energieverbrauch zurück. Konkret führte eine Preiserhöhung für Gas um 25% in den zwei Monaten nach Rechnungserhalt zu einer Verringerung des Privatverbrauchs um 3,8%.

Ex-post statt ex-ante

Das ist ein Hinweis darauf, dass die Preise im Energiemarkt für die Kunden nur schwer nachzuvollziehen und nur dann wirken, wenn sie die Rechnung erhalten. Anstatt den künftigen Energieverbrauch strategisch zu planen (ex-ante), handelt der Endverbraucher offenbar meist erst nach Erhalt der Rechnung (ex-post) – dann aber umgehend.

Zu bedenken geben die Autoren, dass sich ihre Studie auf einen spezifischen Haushaltsektor mit einem Durchschnittsjahresverbrauch von 1.500 Kubikmetern Gas bezieht:

Households with lower levels of annualized consumption may present higher price sensitivity, if they are lower-income consumers and, therefore, more priceconscious. On the other hand, these consumers may be less sensitive to price changes, as lower baseline gas utilization may signal a low weight of this good in their overall consumption basket.

Prinzipiell könnte der Preis eine wirksame politische Intervention sein, um den Energieverbrauch zu steuern, so der Weltbank-Bericht.  Das, so das Fazit, werde von der Politik allerdings noch nicht stark genug berücksichtigt, etwa, wenn es um das Einrichen regulatorischer Instrumentarien zum Schutze der Umwelt gehe.

Doch auch für Energieanbieter bieten die hier referierten Ergebnisse einen Anhaltspunkt für die künftige Ausgestaltung des Verhältnisses zu ihren Kunden: Wenn es gelingt, über kontinuierliches Feedback ein Bewusstsein für das eigene Verhalten beim Energieverbrauch zu schaffen, werden die künftigen Preisschocks für den Kunden gemindert.

Ausserdem ist die Preissensibilität nicht bei allen Menschen gleich ausgeprägt, wie auch die Studie bestätigt. Um das Energieverbrauchs-Verhalten zu verändern, braucht es einen smarten Mix an Massnahmen – und der Preis ist nur eine davon.

Quelle: Paulo Bastos, Lucio Castro, Julian Cristia, Carlos Scartascini, Does Energy Consumption Respond to Price Shocks? Evidence from a Regression-Discontinuity Design, The World Bank Development Research Group, Trade and International Integration Team, February 2014