«Manchmal brauchen wir den sanften Druck» – Interview mit Gerhard Fehr in der NZZ zum Thema Nudges

Mit verhaltensökonomischen Ansätzen versuchen Staaten und Organisationen, Menschen gezielt zu guten Entscheidungen zu führen. Der Verhaltensökonom Gerhard Fehr erklärt im Interview mit der NZZ, warum solche «Nudges» – oder Schubser – in einer direkten Demokratie am besten funktionieren.

Aus dem Interview:

Herr Fehr, wollen Sie uns mit «Nudges» zu unserem Glück zwingen?

Sanfter Paternalismus hat weder mit Zwang noch mit Glück zu tun. Sanfter Paternalismus ist ein Instrument, das in verschiedenen Situationen eingesetzt werden kann, um menschliches Verhalten zu verändern. Weder zwingen «Schubser» Menschen, ihr Verhalten zu ändern, noch versuchen sie, Menschen glücklich zu machen. Sanfter Paternalismus führt in manchen Fällen nicht zu nachhaltigen Verhaltensänderungen – hier müssen die gesetzgebenden Organe andere Massnahmen prüfen, um ein gesellschaftlich erwünschtes Verhalten der Bürger zu ermöglichen.

Muss das Mängelwesen Mensch lebenslang in «bessere» Entscheidungen geschubst werden?

Die Frage ist doch, was «bessere» Entscheidungen für die Gesellschaft bedeuten. Ein Beispiel: Aus medizinischer Sicht ist unbestritten, dass Rauchen für Raucher und Passivraucher ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellt. Die gesellschaftlichen Kosten, insbesondere für das Passivrauchen in öffentlichen Lokalen, sind erheblich. Wie bringen Sie nun Raucher dazu, nicht mehr in öffentlichen Lokalen zu rauchen? Diese Frage zeigt, dass es gesellschaftliche Problemstellungen gibt, die ohne Interventionen nur sehr schwer oder gar nicht gelöst werden können. Sanfter Paternalismus bietet für manche dieser Probleme eine Möglichkeit, den Grossteil der Menschen in das gesellschaftlich erwünschte Verhalten zu stupsen – das Sanfte dabei ist jedoch, dass jeder Mensch, der sich bewusst gegen die gewünschte Verhaltensänderung ausspricht, dies auch ohne Konsequenzen tun darf. […]

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