BEA™ Science: Wie ein hoher monetärer Einsatz das Kooperationsverhalten beeinflusst

Eine Studie zeigt, dass grosse Spieleinsätze das Kooperationsverhalten verändern können. Vor allem jüngere Männer neigen in solchen Fällen zum Egoismus. Erst das zunehmende Alter macht sie wieder kooperativer.

Wie verändert sich der Kooperationswille, sobald viel Geld auf dem Spiel steht? Diese Frage haben sich auch Richard Thaler (University of Chicago) und seine Kollegen Assem und Dolder von der Erasmus University Rotterdam gestellt. Um sie zu beantworten, wählten sie für ihre Cooperate Behavior-Studie die britische TV-Show „Golden Balls“ als Grundlage (die Sendung lief im Jahr 2009 aus).

Die Fernsehdaten waren sehr praktikabel, denn am Ende jeder Sendung wurde eine Variante des klassischen Gefangenen-Dilemmas durchexerziert. Und obendrein ging es dabei um einen durchschnittlichen Einsatz von $20.000.

Alles, Hälfte oder Nichts

Das Gefangenen-Dilemma spielt sich zwischen den beiden Extrema Kooperation und Verrat ab. In der letzten Runde von “Golden Balls” mussten sich die beiden verbliebenen Spieler zwischen zwei Bällen entscheiden. Auf dem einen stand “Split”, auf dem anderen “Steal”. Entschieden sich beide für “Split”, wurde der Jackpot gerecht geteilt. Hatte einer “Split” gewählt und der andere “Steal”, bekam der “Dieb” alles. Wenn sich beide als “Stealer” deklarierten, gingen sie leer aus.

Thaler et al. fanden folgendes heraus:

  • Im Durchschnitt fielen 53 Prozent der Spieler-Entscheidungen auf „Teilen“.
  • Die Neigung der Teilnehmer zur Zusammenarbeit schien nicht mit der Wahrscheinlichkeit zu wachsen, dass sich der Gegenspieler kooperationswillig zeigte.
  • Die Neigung zur Zusammenarbeit fiel überraschend hoch aus, sobald es um Beträge ging, die im „real life“ zwar wesentlich, im Rahmen der Show aber vergleichsweise gering waren. Die Autoren nennen dies das „Big peanuts“-Phänomen.
  • Junge Männer hatten wenig Lust, sich solidarisch zu zeigen. Erst für reifere Geschlechtsgenossen wurde ein Zusammenhalten – mit der monetären Belohnung im Hinterkopf – interessanter. Bei Frauen trat der umgekehrte Fall ein.
  • Wurde ein Teilnehmer in einer der Vorrunden von einem Gegenspieler beinahe abgewählt, sank von seiner Seite die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Kooperation. Damit bestätigte sich die inhärente Neigung des Menschen, Gleiches mit Gleichem zu vergelten (Reziprozität).

Fazit:

  • Die Aussicht auf grosszügige monetäre Zuwendungen korreliert mit Veränderungen im menschlichen Verhalten.
  • Bei jüngeren Männern und älteren Frauen ist etwa eine stärkere Tendenz zum Egoismus bemerkbar.
  • In rund der Hälfte der untersuchten Fälle entschieden sich die Spieler zur Kooperation.