Prof. Ernst Fehr zum Thielemann-Manifest: “einige Behauptungen kontraproduktiv”

Der Wirtschaftsethiker Ulrich Thielemann und weitere Professoren brandmarken in ihrem “Memorandum 2012” die Ökonomie als zu marktgläubig und nicht interdisziplinär genug. Sie ernten dafür von Kollegen wie Ernst Fehr deutliche Kritik.

Der Wirtschaftsethiker Ulrich Thielemann will der dominanten ökonomischen Lehre den Garaus machen. Mehr als hundert Professoren aus Deutschland und der Schweiz haben sich ihm angeschlossen. Ihre Kritik: Zu dogmatisch, zu marktgläubig und zu mathematisch sei die ökonomische Lehre. Ihre Plattform: die “Denkfabrik für Wirtschaftsethik”.

Doch viele namhafte Ökonomen – darunter auch Prof. Dr. Ernst Fehr – können den im Manifest “Memorandum 2012” geäusserten Thesen nur wenig abgewinnen. Die aktuelle Handelszeitung hat ihre Positionen zusammen gefasst. Hier ein Auszug daraus:

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«Die Kritik ist wenig fruchtbar, weil sie viel zu abstrakt bleibt», sagt Reiner Eichenberger, Professor für Volkswirtschaft an der Universität Freiburg. Mathematisiertes Fachchinesisch, das es in der Ökonomik tatsächlich gebe, durch «das Verbalgeschwurbel anderer Wissenschaften» zu ersetzen sei sinnlos.

Wenig nützlich findet das Memorandum auch Ernst Fehr. «Ich halte einige der aufgestellten Behauptungen für kontraproduktiv», sagt der Professor für Mikroökonomik an der Universität Zürich. Wenn man die Wirtschaftswissenschaften beeinflussen wolle, könne man das nicht von aussen, sondern nur über erstklassige Publikationen in erstklassigen Fachzeitschriften. «Man muss sich dem Wettbewerb der Ideen stellen. Alles andere wird nicht zum Erfolg führen», erklärt der Volkswirt, der schon als Anwärter für den Nobelpreis gehandelt wurde.
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