Nudges in der Praxis: Sie funktionieren – und die Gesellschaft profitiert davon

Je öfter die Erkenntnisse der Behavioral Economics in der Praxis angewendet werden, desto klarer wird: Kleine Dinge können tatsächlich Grosses bewirken.

Nudges in der Praxis: Sie funktionieren – und die Gesellschaft profitiert davon
Foto: Gordon Joly, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Seit Richard Thalers und Cass Sunsteins Buch “Nudge” sind die kleinen Stupser, die das Verhalten von Menschen in gewünschte Richtungen lenken können, ein grosses Thema für viele politische Entscheidungsträger: Sunstein berät Barack Obama, Thaler arbeitete für öffentliche Auftraggeber in Dänemark, Frankreich und Grossbritannien, wo Premier David Cameron 2010 ein “Behavioral Insights Team” eingerichtet hat.

An diesen Initiativen zeigt sich nun, wie Nudges in der Public Policy-Praxis wirken. Und die Ergebnisse sind vielversprechend, wie sich in einem kürzlich im Economist erschienenen Artikel nachlesen lässt.

Zum Beispiel weiss man nun aus England, warum viele Bürger trotz finanzieller Anreize lange darauf verzichtet haben, ihre Häuser besser zu isolieren und damit Energie zu sparen: Sie hatten einfach keine Lust ihre vollgestopften Dachböden selbst zu entrümpeln. Als Isolierungsfirmen zusätzlich anboten, die Dachböden zu räumen, alle unnützen Dinge zu entsorgen und nach der fachgerechten Isolierung den Rest wieder zurück zu bringen, wurden die öffentlichen Förderungen plötzlich drei Mal so oft genutzt als vorher – ein kleiner Schubs mit grosser Wirkung im Sinne der Energieeffizienz.

Nudges und soziale Normen

Doch auch Misserfolge geben Aufschluss darüber, wie das Design erfolgreicher Nudges beschaffen sein muss. Das weiss Pelle Guldborg Hansen, Gründer des “Danish Nudging Network” zu berichten. Bei einem Experiment in Kopenhagen sollten in einem Bahnhof grüne Pfeile am Boden direkt zu den Treppen neben den Aufzügen führen, um die Menschen zu mehr Bewegung anzuregen und nicht immer den Lift zu benutzen – ohne Erfolg.

In einem anderen Experiment wurden in handelsübliche Kunststoffverpackungen gewickelte Süssigkeiten an Passanten verteilt. Zusätzlich waren am Boden grüne Pfeile angebracht, die zu Mülltonnen führten. Innerhalb dieses Settings landete fast um die Hälfte weniger Müll am Bode. Hansens Erkenntnis: Es gibt keine sozialen Normen fürs Treppensteigen, aber sehr wohl beim Hinterlassen von Müll.

Das Fazit aller Nudging-Initiativen liegt somit auf der Hand. Nudges wirken. Und die Gesellschaft profitiert davon. Oder um es mit dem Economist-Artikel zu formulieren:

“Immerhin führt die Nudge-Revolution dazu, dass gesetzliche Regelungen geschaffen werden, die tatsächlich das Verhalten der Menschen im richtigen Leben einbeziehen. Und sie erlaubt, dass Ideen zuerst in kleinem Rahmen getestet werden, ehe sie im grossen Stil implementiert werden. Man muss das einfach unterstützen.”