Jahrestagung des Vereins für Socialpolitik: “Neuroökonom Fehr hebt gängige Lehre aus den Angeln”

“Neuroökonom Fehr hebt gängige Lehre aus den Angeln”, schreibt Mathias Ohanian im Chefökonom-Blog der Financial Times Deutschland über die Thünen-Vorlesung von Prof. Ernst Fehr bei der Jahrestagung des Vereins für Socialpolitik.

Jahrestagung des Vereins für Socialpolitik: "Neuroökonom Fehr hebt gängige Lehre aus den Angeln"

“Neuroökonom Fehr hebt gängige Lehre aus den Angeln”, schreibt Mathias Ohanian im Chefökonom-Blog der Financial Times Deutschland über die Thünen-Vorlesung von Prof. Ernst Fehr bei der Jahrestagung des Vereins für Socialpolitik.

Und weiter:

“Der […] österreichische Volkswirt Ernst Fehr nutzte die Möglichkeit und stellte Montagabend kurzerhand die gängige Lehre auf den Kopf. Das Ergebnis seines Vortrags: Wenige Jahre Neuroökonomie reichen und der wichtigste Baustein der Mikroökonomie – das Nutzen maximierende Individuum – wirkt maximal wie eine unzureichende Schlechtkonstruktion. Im schlimmsten Fall basieren darauf regelmäßig weitreichende Fehlentscheidungen.
[…]
Jung ist die Neuroökonomie, zehn Jahre etwa. Viele Ergebnisse seien nicht älter als fünf, so Fehr. Die gängige Ökonomie könnten sie jedoch schon bald revolutionieren. So klingt es, wenn der Pionier, der in den wichtigsten Journals der Welt veröffentlicht, davon spricht: „Das Gehirn kontrolliert unser Verhalten. Das gilt auch für ökonomische Entscheidungen.“
[…]
Will man die Wirtschaft aber wirklich verstehen, muss man wissen, was im Kopf des Menschen vorgeht. Fehr guckt tatsächlich ins menschliche Gehirn. Und kommt zu dem Schluss: Neuronale Aktivität beeinflusst ökonomisch relevantes Verhalten. Verändert die Zahlungsbereitschaft für einfache Konsumgüter wie DVDs, macht Menschen ungeduldiger und eigennütziger. Und mindert die Einhaltung sozialer Normen trotz existierender Sanktionsdrohung. Deshalb handeln Menschen nicht konsistent. Die Neuroökonomie dreht die Kausalität um.”

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