BEA™ Political Advisory: Strategiefindung bei gesellschaftspolitisch relevanten Themen wie Übergewicht

Um eine nachhaltige politische Strategie zum Umgang mit dem Problem Übergewicht zu finden, hilft der von FehrAdvice entwickelte BEA™ Political Advisory-Ansatz mit der BEA™ Public Intervention Matrix.

BEA™ Political Advisory: Strategiefindung bei gesellschaftspolitisch relevanten Themen wie Übergewicht
Um eine nachhaltige politische Strategie zum Umgang mit dem Problem Übergewicht zu finden, hilft der von FehrAdvice entwickelte BEA™ Political Advisory-Ansatz mit der BEA™ Public Intervention Matrix.

Schätzungen zufolge ist über die Hälfte der europäischen Bevölkerung entweder übergewichtig oder adipös. Übergewicht und Adipositas haben nicht nur Auswirkungen auf das Körperbild und Körperbewusstsein eines Menschen – sie haben auch negativen Einfluss auf die Gesundheit des Individuums und sind daher auch für die öffentlichen Gesundheitswesen der Länder Europas ein großes Problem.

Die Ursachen für die in westlichen Gesellschaften weit verbreitete Übergewichtigkeit sind vielfältig. Einige davon wurden auch schon im Rahmen von Experimenten des Food and Brand Lab an der Cornell University festgemacht. So zeigte sich etwa, dass bei “All You Can Eat”-Büffets der Preis über die Menge des konsumierten Essens entscheidet: Wer im Rahmen eines Sonderangebots weniger bezahlte, ass auch weniger. Und wer den vollen Preis bezahlte, konsumierte tendenziell mehr, um so viel wie möglich für sein Geld zu bekommen.

Auch die Beobachtungen des Konsumverhaltens von Kunden  bei “All You Can Eat”-Büffets in Chinarestaurants legen nahe, dass sich durch entsprechendes Design bei Auswahl und Preisgestaltung durchaus Veränderungen des Essverhaltens hin zu einem gesünderen Lebensstil anregen liessen.

Um eine nachhaltige politische Strategie zum Umgang mit dem Problem Übergewicht zu finden, hilft vor allem der von FehrAdvice entwickelte BEA™ Political Advisory-Ansatz mit der BEA™ Public Intervention Matrix (siehe Abbildung weiter unten). Es ist ein wichtiger Bestandteil des Tool-Sets zur Bewertung und Strategiefindung bei vielen politischen Fragestellungen, die für die allgemeine Öffentlichkeit und daher für die Staatskasse eine grosse Kostenbelastung mit sich bringen können.

Zur Erklärung: Pro-soziales Verhalten ist die generelle Bereitschaft, vorteilhafte soziale Normen zu erfüllen, obwohl dies auch negative Kosten für den Einzelnen mit sich bringen kann.

Auch das Thema Reduktion von Übergewicht hat Public-Good-Charakter. Die Kosten für die Allgemeinheit sind etwa: Diabetes, verringerte Fähigkeit zu körperlicher Arbeit, frühes Ausscheiden aus dem Arbeitsleben

Wenn die Menschen abnehmen, ist das ein kollektiver Beitrag zur Gesamtwohlfahrt. Der Anteil an Übergewichtigen in der Bevölkerung steigt allerdings an anstatt zu schrumpfen. Das ist ein Indiz dafür, dass es in der Bevölkerung weder ein Bewusstsein dafür gibt, dass das eigene Übergewicht der Allgemeinheit hohe zusätzliche Kosten verursacht, noch eine Bereitschaft besteht, diesem Problem durch einen gesunden Lebenswandel beizukommen Daher ist das Thema im unteren linken Quadranten der BEA™ Public Intervention Matrix angesiedelt (siehe Abbildung) – und deshalb gibt es keine kurzfristig orientierte Lösungsansätze welche zum Erfolg führen. Andere Beispiele dafür wären: das Rauchen in der Nachkriegszeit, fehlende Integration von Menschen mit Migrationshintergrund, übermässiger Energiekonsum, etc.

BEA™ Public Intervention Matrix

Nur eine sorgfältig inhaltlich und zeitlich abgestimmte Kombination aus verschiedenen strategischen Zielrichtungen kann hier zum Ziel führen. Eine Auswahl an möglichen Lösungsansätzen:

Enforcement: Veränderung der Preise (gesündere Güter sollten verhältnismässig günstiger sein als ungesunde) oder höhere Kosten für Lebensversicherungen und Krankenkassenprämien

Attention shifting: Setzung von neuen Defaults wie Standardmenüs in Fast-Food Ketten auf weniger Kalorien oder kleinere Teller in Buffets

Increase Awareness: Kampagnen zur Steigerung des Bewusstseins, dass man mit Übergewicht sich selbst schadet (wie etwa das in der Schweiz geforderte Ampel-Schema bei Nahrungsgütern in Supermärkten) oder mit der Steigerung des Bewusstseins, dass man durch Übergewicht anderen schadet.

Problemlösungen müssen immer dem kulturellen Kontext des Landes angepasst werden und dürfen keineswegs zu öffentlicher Diskriminierung von übergewichtigen Menschen führen. Zur gesellschaftlichen Lösung dieses Problemes wird man jedoch nicht darum herumkommen, kluge Anreizmechanismen zu setzen, um das Konsumverhalten dickleibiger Menschen nachhaltig zu ändern.

Fazit:

  • Nur ein fein abgestimmter Mix von Massnahmen führt zum einer langfristigen Lösung des Problems.
  • Awareness Kampagnen sind notwendig um aufzuzeigen, welchen Einfluss dickleibige Menschen auf die Gesellschaft haben. Dabei gilt zu beachten, dass diese niemals diskriminierend sein dürfen.
  • Die Setzung von Anreizen ist ein notwendiges Mittel zur Änderung des Verhaltens der Menschen.
  • Mit Attention Shifting kann man einen Teil der Problematik in den Griff bekommen, jedoch reicht dies alleine nicht aus, um eine nachhaltige Lösung des Problems herbeizuführen.

Links zum Thema:

Cornell University Food and Brand Lab: Restaurant Confidential

Wansink, Brian & Collin R. Payne: Eating Behavior and Obesity at Chinese Buffets (.pdf)

Wansink, Brian & Collin R. Payne : The Flat Rate Pricing Paradox: Conflicting Effects of “All-You-Can-Eat” Buffet Pricing (.pdf)